Filmimpressionen
Die Finnmark-
Sehnsuchtsort für Mitteleuropäer...
Das stellen wir vor:
Am Altafjord: Einstieg Finnmark.
Von Troms in die Finnmark
Wir fahren schon eine Weile auf der E6 durch die Finnmark. Als die Fylke noch unabhängig war und die Zusammenlegung mit Troms noch nicht abzusehen war, waren die Kommunen Loppa und Alta Teile der alten Finnmark. Politisch eher wahrscheinlich, dass es wieder zur Trennung kommt. Eines der Argumente der Gegner des heutigen Zustands ist dabei die riesige Distanz zwischen beispielweise Kirkenes ganz im Osten und Tromsø. - Landschaftlich ändert sich bislang nicht so viel. Erst als wir in Richtung Alta am weiten Altafjorden unterwegs sind, ahnt man die flacher werdenden Hochebenen entlang der Fjorde.
"Tamrein" am Altfjorden
Wie überall in Troms und Finnmark muss man auch auf den Straßen auf Rentiere vorbereitet sein. "Tamrein", also zahme, an den Menschen gewohnte Tiere streifen auf der Suche nach Nahrung überall herum. Nicht zu verwechseln mit den Wildrentieren in weiten Teilen der südnorwegischen Fjells, die weitestgehend noch ein ihren Instinkten folgendes Leben leben. Dazu gehören die jahreszeitlichen Trecks von Ost nach West und umgekehrt. Auch die Eigentümer der Tiere hier oben im hohen Norden führen ihre Tiere zu den besten Weidegebieten. Im Winter weit ins Fjell hinein, im Sommer oft bis weit hinaus auf die Inseln.
Alta ist die größte Stadt der "alten" Finnmark und eindeutig Metropole für die Region. Touristisch stellt sich die Region gerade als "nachhaltige Urlaubsdestination" auf und die samische Kultur hat erheblichen Einfluss. Die Felsritzungen von Hjemmeluft bei Alta sind berühmt und unbedingt sehenswert. Menschliche Einflüsse gehen hier bis 4200 vor Chr. zurück.
Während der Gebirgsübergang Kvænangsfjellet in Troms noch so etwas wie einen Pass darstellte, den man zu überwinden hatte, so ist der nächste "Pass" hier hinter Alta nach Norden eine riesige Hochfläche, die kaum 400 Meter über dem Meer liegt. Weite, recht flache Landschaft und viele Rentiere dominieren die Szenerie. Und die Straße führt uns geradeaus, oft mit dem Ziel Nordkapp.
Sennalandet
Hier müssen wir uns auch gleich dazu bekennen, dass wir zweimal in der Finnmark unterwegs waren. Dabei hatten wir uns jedesmal gegen dieses traditionelle Nordkapp-Ziel entschieden. Zum einen, weil die Ziele auf Nordkinn und Varanger uns attraktiver erschienen und wir in der Gesamtplanung, mit Rückfahrt über Finnland, einfach so besser zurecht kamen. Auf der Halbinsel Nordkinn befindet sich zudem der eigentlich nördlichste Punkt Europas, wenn man nur das Festland betrachtet. Das Leuchtfeuer Slettnes fyr hatte es uns auch bei der ersten Tour angetan. So fotogen und so ein schöner Strand. Und Gamvik veranstaltet jeden Sommer Kulturtage, die wir auch gerne wahrnahmen...
Ob Nordkapp oder Nordkinn ist für das Erleben der Finnmark eigentlich auch zweitrangig. Auch die Inseln Sørøya oder Seiland hätten wir sehr gerne erkundet, wenn es zeitlich gepasst hätte. Der Weg ist gerade in Norwegen dazu das Ziel.
Repparfjorden
am Repparfjorden
Ganz klar. Wer die Finnmark besucht, sollte unbedingt auch eine der bekanntesten Städte besuchen. Hammerfest hat gerade für Touristen viel zu bieten. Aber auch hier hat es bei uns gerade einmal für einen kurzen Abstecher in Richtung der Stadt gereicht. Kvalsund und die Brücke dort waren unser Umkehrpunkt, da wir uns für Havøysund entschieden hatten. Hier wollten wir ein paar Tage bleiben. Eine völlig intakte typische Fischerkultur dort oben und eine spannende Straße hinaus nach Havøysund.
1994
Havøysund
Die Auswahl Havøysunds als etwas längeren Abstecher an die Finnmarksküste ist der Straße dorthin geschuldet. Die Straße führt 70 km durch verlassen anmutende Karkheit. Eine wilde Klippenlandschaft mit kaum Besiedlung und rauen Stränden aus Schieferplatten, die kaum eine Pflanzendecke aufweisen. Die Fahrt ist ein abwechslungsreiches und spannendes Erlebnis, das es nur hier gibt und im kleinen Fischerdorf endet. Seit vielen Generationen suchen die Menschen hier oben ihr Auskommen im Meer vor der eigenen Haustür. Auch die Verarbeitung und Veredelung des Fangs erfolgt hier oben. - Die Landschaft nimmt uns in ihren Bann und die Tage hier draußen sind unvergessen.
Slåtten
"Nationaler Turistveg":
Nach Havøysund
An der Straße hinaus nach Havøysund finden sich spannende Strände, wie wir sie nicht so oft finden konnten. Viele "Souvenirs" für den heimsichen Garten...
Wege der West-Finnmark
Havøysund liegt auf der Insel Havøya, getrennt vom Festland durch den schmalen Havøysundet. Das Fischerdorf ist nach dem Krieg beträchtlich gewachsen. Havøysund ist ein wichtiger Fischereistandort mit Filetierungsfabrik, Kühlhäusern, Salzerei und einer Trananlage.
Sowohl die Hurtiguten als auch lokale Schnellboote laufen den Ort an. Havøysund bru bietet eine Straßenanbindung an das Festland über den Rv 889. 1944 haben auch hier die deutschen Besatzer den Ort dem Erdboden gleich gemacht. Nordwestlich liegt der Havøygavlen Windpark med 16 Turbinen. Die jährliche Produktion beträgt immerhin ca. 100 GWt.
Havøysund
Vor Havøysund liegen einige größere Inseln, die auch bewohnt sind. Neben Ingøya und Hjelmsøya liegen Rolvsøya und Måsøya hier draußen. Wer die Zeit hat, findet vor der Finnmark-Küste spannende Naturerlebnisse und viel authentische Fischereikultur.
Trollholmen/Porsanger
Trollholmen verdient seine Berühmtheit der Legende: Vor vielen Jahren wanderten Trolle aus der Finnmark mit einem Sack voll Schätze zu dem Fjord, doch sie schafften es nicht vor Sonnenaufgang den Fjord zu überqueren und so versteinerten sie, denn Trolle fürchten nach den Erzählungen der Samen das Licht. - Die kurze Wanderung ist jedenfalls sehr zu empfehlen, um die aus Dolomitgestein bestehenden interessanten Steinfiguren zu bestaunen. Aber auch die Strände in der Nähe laden zum Entdecken ein. Auch viele Rentiere halten sich hier auf.
Trollholmen
Svæholthalvøya
Wir fahren auf der E6 in Richtung Lakselv weiter. Der Ort liegt direkt am Porsangerfjord und verfügt über einen für Düsenflugzeuge geeigneten Flughafen. Unser nächstes Ziel liegt auf der Sværholthalvøya und damit vom für viele Finnmark-Reisenden abweichenden Plan. Die Ziele Kirkenes und Varanger. Über den Rv98 steuern wir nun am Ostufer des Porsanger entlang.
Die Weite der Landschaft begeistert und die dünne Besiedelung verstärkt den Eindruck dieser Landschaft. Auch hier wieder das Problem Zeit: Denn die Halbinsel ist fast ausschließlich eine fast unberührte und leicht zu erwandernde Hocheben. Tolle Abstecher hinunter zu den wilden, an die Arktis erinnernde, Strandabschnitte mit sehr vereinzelten Hütten. Da möchte man gerne mal einige Zeit Arktis-Forscher spielen...
Porsanger
So wie wir auch in Südnorwegen mehr und mehr "seßhaft" geworden sind, so können wir uns auch gut vorstellen, bei einem erneuten Besuch der Finnmark, diese weite Landschaft mit Rucksack und Zelt zu erleben. Das Wohnmobil bietet den gewohnten Luxus, den man von zu Hause aus gewohnt ist. Die Finnmark als Landschaft wird mit man nur zu Fuß intensiv wahrnehmen können.
Fylkesvei 888 - Nordkinn
Die Fahrt geht weiter auf dem Rv98, der uns in Richtung Ifjord und Ifjordfjellet bringen wird. Auf dem Weg dorthin verläuft die Straße am Laksefjorden entlang. Wieder besticht die tolle, weite Landschaft und die spannenden Buchten laden zum Verweilen ein. Am Adamsfjorden ergießt sich der Adamsfjordfossen in den Fjord. Weit draußen, auf einer Sandbank, erblicken wir erst bei sehr genauer Betrachtung einige Rentiere, die sich offensichtlich vor den Mücken schützen wollen.
Im Ort Ifjord entscheiden wir uns für den Abzweig auf den Fv888. Eine gut 100 km lange Straße, die uns zu den weit draußen liegenden recht vitalen Fischerorten Kjøllefjord, Mehmn und Gamvik führen wird. Aber eigentlich ist unser Ziel das Leuchfeuer Slettnes fyr, bei Gamvik gelegen. Das nördlichste seiner Art soll auf jeden Fall unser nördlichster Punkt der Reise sein. Tatsächlich ist ja auch Kinnarodden, bei Mehamn, der tatsächlich nördlichste Punkt Festland-Europas. Gut, für uns muss es einen Umkehrort geben und der Küstenstreifen in der Nähe des Leuchtturms ist wirklich sehr attraktiv für uns. Weil auch eher weniger frequentiert...
Die Fahrt entlang des Laksefjorden nach Norden verläuft an wenigen Häusern vorbei und immer wieder verführen uns schöne Strände zum Halten. Es finden sich keine Sandstrände, sondern interessante Steinufer, mit oft bunten Steinmischungen. Spannend das Erlebnis in der Skogvika. - Als wir dort am Ufer lagen und vor uns hinträumten, bekamen wir unvermittelt "Besuch" aus den Tiefen des Fjords. Als wir mit den Füßen im Wasser standen, näherte sich plötzlich für uns "erschreckend zielstrebig" ein Seewolf. Bis fast in das flachste Wasser wagte sich die Fisch vor und immer mit weit aufgerissenem Maul. Schön und doch Respekt einflößend. Auf der anderen Seite, gut sichtbar, die Sværholthalvøya.
Der Großteil der Straße führt uns immer in ca. 300-400 Höhe über die Hochebene, die sich schier endlos dahinzieht. Nur bei Hopseidet geht es kurz wieder hinunter auf Meeresniveau. Der "eidet", die Landenge, hat einige Wohnhäuser und vor allem ein interessantes kleines Schiffswrack am Hopsfjorden.
Hopseidet
Nachdem wir Hopseidet verlassen haben, geht es wieder hinauf auf die Hochebene, die uns ca. auf halbem Weg nach Mehamn zu einer unverhofften Kreuzung auf dem Fjell führt. Dort ist die verkehrstechnisch einzige Frage zu klären: Erst weiter nach Norden oder vorher der Abstecher nach Kjøllefjord?
Weiterfahrt nach Mehamn
Kjøllefjord
Wir entscheiden uns für den Abstecher nach Osten zu den beiden Halbinseln Skjøtningberghalvøya und Dyfjordhalvøya. Kjøllefjord ist Verwaltungssitz der Kommune Lebesby. Der Ort hat etwa 950 Einwohner und ist damit einer von mehreren recht großen Außenposten an der Finnmark-Küste. Schon vor dem 16. Jahrhundert wurde hier Handel getrieben. Dass es hier im Winter sehr ungemütlich sein kann, ist bei dieser Lage direkt am Barenshavet nicht verwunderlich.
Kjøllefjord
Der Sommer hier oben ist hell und intensiv. Unser Stellplatz oberhalb von Kjøllefjord war ein Genuß, vor allem die Aussicht auf Meer und Mitternachtssonne. Weit draußen kann man sehr gut die markante Felsformation Finnkyrkja erkennen.
Mehamn
Mehamn liegt mit am nördlichsten Punkt der Nordkinnhalvøya und ist Teil der Kommune Gamvik mit ca. 1200 Einwohnern. Auch, wenn es nur noch einen fischverarbeitenden Betrieb im Ort gibt, so ist doch der Fisch die wichtigste Ressource für die Einwohner. Zudem verfügt Mehamn über den sichersten Hafen der Finnmark. Die Hurtigruten ist vor allem im Winter eine wichtige Verbindung zur Außenwelt.
Der Ort verfügt über alle wichtigen Einrichtungen. Ob Hotel, Hütten, Womo-Versorgungsstation oder auch eine Stromtankstelle. Ein Spaziergang im Ort ist zu empfehlen. Mehamn war in alten Zeiten lange ein zentraler Ort des Walfangs. Hierauf verweist das kleine Monument im Ortskern.
Gamvik
Die Weiterfahrt hinüber nach Gamvik erinnert an die Fjells in Südnorwegen. Man kommt an vereinzelten Hütten vorbei und die Tourmöglichkeiten in die Bergwelt sind offensichtlich. Wenn man nicht wüßte, dass um die nächste Ecke herum das offene Meer, die Barentsee, warten würde...
Wie gut können wir uns noch erinnern, als wir mit Hurtigruten im März 1993 hier oben unterwegs waren. Damals gab es natürlich auch hier eine stürmische See und das Ausbooten der Passagiere für den Ort Gamvik geschah weit vor der Küste. Ein kleineres Kabinenboot holte diese dort draußen ab. Ein Anlagen damals nicht möglich. Irre.
Gamvik ist ein Ort mit umtriebigen Menschen. Jeden Sommer findet hier draußen ein kleines Festival oder Kulturwoche statt. Auch das hatte uns zuletzt hier hoch gezogen. Odd Nordstoga kam tatsächlich vom ferne Oslo hierhin, um in der örtlichen Kirche ein Konzert zu halten. Unvergesslich, in dieser Umgebung und so weit oben im Norden Europas.
Nicht mehr weit ist es bis zu unserem nördlichsten Reisepunkt auf der Halbinsel Nordkinn. Auf dem Weg hinaus aus dem Ort Gamvik laufen viele Rentiere über den Weg und überall liegen oder grasen die Tiere hier den Sommer über. Man passiert auch eine alte, deutsche Hinterlassenschaft. Eine Geschützstellung erinnert an die traurige deutsche Vergangenheit, die in der Zerstörung weiter Teile der Infrastruktur der Finnmark gipfelte. Das Leid der Menschen war groß und viele versteckten sich hier entlang der Küste.
Slettnes fyr - das nördlichste Leuchtfeuer Europas.
Hurtigruten und Slettnes
Das Slettnes fyr ist sozusagen "unser Nordkapp". Es erreicht für viele sicher nicht die Emotionalität des berühmten "Bruders", aber für Festland-Europa bleibt es der nördlichste Punkt, neben Kinnarodden weiter westlich, welches nur durch eine recht anstrengende Wanderung erreichbar ist. Für den Wohnmobil-Touristen eher uninteressant.
Diese nördlichste Lage in Europa wird dann noch ergänzt durch diesen wunderschönen Küstenabschnitt. Fels- und Sandstrände wechseln sich ab und es gibt viel zu entdecken. Der flache Uferstreifen und der gut befahrbare grusvegen laden aber gerade auch Womo-Fahrer ein hier zu stehen.
Slettnes fyr
Im zum Leuchtturm gehörenden Haus bietet man etwas improvisiert im Sommer ein kleines Cafe an. Die obligatorische Waffel gibt es natürlich auch. Der Leuchtturm selber ist im Jahr 1905 erbaut worden und knapp 40 m hoch.
Im gesamten Uferbereich gibt es viel zu entdecken. Und bei Sonnenschein erscheinen die Farben fast karibisch. Wir hatten das zweifelhafte Glück, dass wir bei einer Tour einen gestrandeten Wal im Zersetzungsprozess erleben durften. Das riesige Tier war wohl tod hier angespült worden und seine Ausmaße beeindruckten.
Tana
Das nächste Ziel unserer Finnmark-Reise ist die Varanger-Halbinsel und die im westlichen Teil gelegenen Orte Berlevåg und Båtsfjord. Ähnlich wie auch auf Nordkinn bedarf es dazu eines fast 100 km langen "Abstechers" in Richtung Barentssee. Auf der Fahrt von Nordkinn hierher kommt man nicht daran vorbei, einen weiten Umweg zunächst am Westufer des großen Tana Flusses bis zur Tana bru zu fahren. Erst dort kann man den breiten, für seine Lachse berühmten, Fluss überqueren, um sodann am Ostufer wieder weit nach Norden zu fahren. Die großen Sandbänke im Flusslauf irritieren bei der Einschätzung, ob man sich noch am Fluss oder schon wieder an einem Fjord mit Sandbuchten befindet.
Die Fahrt über die Hochfläche von Varanger ist beeindruckend und man kann sich gut die Winterstürme in dieser offenen Landschaft vorstellen, die das Leben hier draußen sicher nicht einfach machen. Das Hinweisschild verweist auf die regelmäßig notwendigen Fahrten in einer Kolonne, mit Schneeflug vorne und Begleitfahrzeug am Ende der Schlange. Nur so geht es weite Teile des Winters über diese Straße zu den Orten weit draußen.
Berlevåg
Ab Tana bru folgen wir brav dem Fv890, der sich zunächst am Fluss und dann das Juladalen hinein ins Inland schlängelt. Entspanntes Fahren mit einer großen Neugierde für das, was uns auf Varanger erwartet. Wieder befindet sich der "Verkehrsknotenpunkt" mitten auf dem Fjell. Båtsfjord wird das nächste Ziel unserer Reise sein. Jetzt fahren wir zunächst jedoch am eher lieblich wirkenden Fjord oder der Bucht Strømmen entlang. Überraschend viel Grün für diese nördliche Lage.
Nach Passieren von Kongsfjord verändert sich das Landschaftsbild merklich. Kaum noch Grün und dafür schroffe, karge Felsen, die gelegentlich durch weite Sandstrände unterbrochen werden. Und wieder werden Bilder von Arktisreisen aktiviert, auch wenn wir hier im Westen von Varanger tatsächlich nicht in arktischen Gefilden unterwegs sind. Klimatologisch betrachtet wird nur der östlichste Streifen der Varanger-Halbinsel tatsächlich als "arktisch" eingestuft.
Das große Dorf Berlevåg ist typisch für diese nördlichen Gemeinschaften. Für norwegische Verhältnisse eine dichte Bebauung und alles ausgerichtet auf ein Leben mit und um den Fisch. Dass es sich hier um samisches Gebiet handelt, wird durch die vielen umherstreifenden, halbzahmen Rentieren verdeutlichst. Sehr exotisch, wenn die Tiere in großer Zahl an den Stränden vermutlich nach Salzen suchen oder frisches Gras vertilgen.
Båtsfjord
Die Beschreibungen für Berlevåg können leicht auf den Nachbarn Båtsfjord übertragen werden. Lediglich die Einwohnerzahl von bald 2.300 liegt doch deutlich über der vom kleineren Nachbarn mit rund 1.100 Menschen. Zudem ist die schon industriell ausgerichtete Fischfangflotte nicht zu übersehen. Weiterer Unterschied die Lage. Während Berlevåg fast am offenen Meer liegt, hat der Nachbar eine etwas geschütztere Lage im gleichnamigen Fjord.
Varanger
Auf der Fahrt hinüber nach Båtsfjord passieren wieder diese Kreuzung des Fv890 mit dem Fv891. Eine Orientierung fällt natürlich leicht, verglichen mit dem Kamener Kreuz o.a. im fernen Deutschland. Das Hinterland hier ist grün und breite und weite Flußtäler ziehen sich durch die eher lieblichen Hügel. Ursprünglich gab es noch einen dritten größeren Ort hier draußen: Der Ort Syltefjord war ebenfalls Fischerdorf, auch wegen der recht geschützten Lage im Syltefjorden.
Syltefjord- Sommeridyll am Rande Europas.
Heute wird der Ort und seine nahen Nachbarorte eigentlich nur für Freizeitzwecke genutzt. Die Straße hier hinaus ist im Winter gesperrt. Dann nutzen Eigentümer die Scooter, um zur Hütte oder Elternhaus zu gelangen. Auch wegen der zusätzlichen Straßenkilometer wurde die dauerhafte Nutzung aufgegeben und auf den großen Ort Båtsfjord konzentriert. Bemerkenswert ist auch der Vogelfelsen zwischen Fjord und offenem Meer. Syltefjordstauran beherbergt eine große Zahl von Seevögeln, die hier brüten.
Syltefjordelva
Der Weg hin zum Ort und seinen Nachbarorten verläuft anfangs über ein Stück Hochfläche, um dann dem Flusslauf des Syltefjordelva zu folgen. Schon an der weiten Bucht Straumen finden sich erste Freizeithütten. Die Offenheit der Landschaft beeindruckt mal wieder und gerne bleiben wir hier eine oder zwei Nächste...
Uferbereich von Nordfjordlandet
Nordfjordlandet
Nach einer sehr ruhigen Nacht im Nordfjordeidet und abgezogenem Küstennebel, durchstreifen wir jetzt stundenlang die Küstensäume am Fjord und steigen etwas auf die Berge entlang des Fjords auf. Wir kommen dabei an halb zerfallenden ehemaligen Trockengestellen für Fisch vorbei. Auch alte Netze finden sich noch auf den Holzkonstruktionen. Die beste Zeit hier scheint schon etwas zurück zu liegen. Auf der anderen Seite der Meeresbucht und der gegenüberliegenden Landzunge erahnen wir schon unsere weiteren Ziele. Ein weiterer verlassener Ort, Hamningberg, liegt nicht weit von hier. Um dort jedoch hinzukommen, bedarf es einer weiten Reise zur Ostseite Varangers.
Vardø
(Ost-Varanger)
Die Windschutzscheibe, die jedem Finnmark-Fahrer bekannt sein dürfte. Oft Straßen, die nur eine Richtung kennen: Geradeaus. - Unsere Reise geht über Finnland und Helsinki zurück nach Deutschland. Vorher geht es auf die Ostseite der Varanger-Halbinsel.
In Varangerbotn verlassen wir die E6 und wechseln Richtung Vardø auf die E75. Diese verläuft nun ständig an den Ufern des Varangerfjorden entlang. Das nicht mehr so ferne Russland ist zu erahnen. Nach Passieren von Vadsø reihen sich kleine Häuseransammlungen aneinander und bei Ekkerøya bietet sich eine kleine Wanderung auf die Halbinsel an. Dort erwartet uns eine Kolonie verschiedener Seevögel und mal weider eine ehemalige Einrichtung der Wehrmacht zur Sicherung der östlichsten Flanke des nazideutschen Einflussgebiets.
Vardø
Kibergneset
Wer wandern möchte, ist auch auf Kibergneset gut unterwegs. Schnelle, steile Aufstiege und weite Aussichten insbesondere hinüber zur Insel, die den Ort Vardø beherbergt. Uns überraschte dort oben ein Rentierbock, der scheinbar alleine die Aussicht genoß...
Die Fahrt hinaus zum größten Ort von Varanger zieht sich. Der aufwändige Tunnel hinüber nach Vardøhus und Vardøya ist auch die Folge der Bedeutung von Vardø als Vorposten der Nato in Richtung Russland. Die Einrichtungen diesbezüglich sind nicht zu übersehen. Über 2.000 Einwohner hat die kleine Stadt.
In der Stadt gibt es mehrere Gedenksteine zur Polargeschichte, Forschung und Fischerei: Das Fridtjof Nansen-Denkmal zur Erinnerung an seine Reise zum Nordpol mit der „Fram“, die in Vardø begann. Und einige Statuen symbolisieren die Bedeutung des Meeres und der Fischerei für die Gesellschaft und die Menschen an der Küste. Die Wandermöglichkeiten in der Nähe der Stadt sind vielfältig.
Hamningberg
Der Ort Hamningberg ist für sich genommen keine Sensation oder ein Muss. Interessant ist natürlich schon, dass auch hier ein ehemals lebendiges Dorf aufgegeben worden ist. Wie in Syltefjord wird auch Hamningberg als Ferienort und Treffpunkt der ehemals ansässigen Familien genutzt. Das eigentliche Highlight ist aber die Fahrt dorthin und die wilde Landschaft unterwegs.
Bereits der erste Abend und die erste "Nacht" sind schon ein Erlebnis. Tolles Licht in der Mischung aus bedrohlich schwarzen Regenwolken und die Lichtspiele nach dem kleinen Unwetter. Und dann diese schroffe Felslandschaft.
Interessante
Geologie am Wegesrand
Mit jedem Kilometer wird die Landschaft urwüchsiger und spannender. In den Buchten erkennt man in beeindruckender Deutlichkeit die sich verändernden Meereshöhen, die im Laufe der Erdgeschichte stark variierte. Steil aufsteigende Felsnasen und das dunkle Gestein erinnern ein wenig an Island.
Persfjorden
Unvermeindlich entsteht bei der Durchquerung dieser Küstenlandschaft der Eindruck, dass hier doch "Herr der Ringe" oder andere Fantasiefilme gedreht werden könnten. Auch auf unserem Weg durch die komplette Finnmark ist uns so etwas noch nicht begegnet. Dass diese Straße nicht unbedingt vom Schnee geräumt wird, ist nachvollziehbar. Zumal hier im Winter windtechnisch sicher einiges los sein wird.
Hamningberg entstand erst um 1900 und galt damals mit seinen etwa 250 Einwohnern als die größte Fischersiedlung der Region. Zur Siedlung gehören einige Bootshäuser mit darüber befindlicher Wohnung, einige einfache Bootshäuser, die Kirche, die kleine Villa des Besitzers von Hamningberg und auch ein kleiner Laden, der im Sommer die Einwohner versorgt.
Hamningberg
Die Region Varanger im Norden Norwegens ist eine der am besten zu erreichenden arktischen Vogeldestinationen auf der ganzen Welt. In nur einem Tag kann man mit dem Auto Taiga, Tundra und arktische Küste bereisen und deren Flora und Fauna erkunden. In Varanger kann man eine faszinierend artenreiche Vogelwelt in atemberaubenden Landschaften erleben. Die große Vielfalt an einzigartigen Vogelarten macht Varanger zu einer der besten Birding Destinationen der gesamten Welt.
Anders als viele andere arktische Regionen, bietet Varanger eine sehr weit entwickelte Infrastruktur mit gut erhaltenen Straßen, Transportverbindungen und öffentlichen Einrichtungen. Im tiefen Winter, wenn der Schnee die Straßen verdeckt, sorgen Schneepflüge dafür, dass die Straßen befahrbar bleiben, sogar hoch oben in der nördlichen Tundra.
Obwohl Varanger viele verschiedene spektakuläre Orte und Beobachtungspunkte zu bieten hat, ist die Landschaft für sich eine der atemberaubendsten Attraktionen. Jeder der einmal Varanger bereist hat, wird die Einzigartigkeit seiner Landschaft und Atmosphäre für immer in Erinnerung behalten! Birkenwälder, sumpfige Landschaften und zerklüftete Klippen, die in einem einzigartigen Licht auftreten, verschaffen der Region des hohen Nordens ihre Individualität. (Quelle: www.varanger.net)