400 km Nordland zwischen Lierne und Junkerdalen
Das stellen wir vor:
Bärenland und Einsamkeit in Lierne/Tunnsjøen
Formofossen
Wer den hohen Norden Norwegens entdecken will, der hat vor Erreichen spektakulärer Landschaft in Nordland einige Kilometer um Trondheim herum zu fahren, die weniger aufregend sind. Trøndelag ist auch eine der Kornkammern Norwegens, so dass die Abenteuer eher in Richtung der Grenze zu Schweden zu finden sind. Etwas hinter Grong besteht die Möglichkeit, die wunderschöne Helgelandsküste anzusteuern. Meer und unzählige Inseln warten auf uns. Etwas vor Grong biegt der Fylkesvei 74 nach Osten ab. Dieser führt direkt hinüber nach Lierne. In Richtung der Berge nach Schweden wird es nochmal leerer. Und die Vorstellung, dass der Bär zumindest als Streiftier hier unterwegs sein könnte, weg den Entdeckerdrang.
Am Kreuzungspunkt Nordli befindet man sich in dem etwas stärker besiedelten Teil der Region und viele Seen verstärken den Eindruck der "Wildnis" noch. Trotz der Häuser. Eine Hütte am See findet sich schnell. Spannend: Viele unbefestigte, aber gut zu befahrende Wege führen in dichte Wälder und an stille Orte.
Tunnsjøen
Von Nordli besteht die Möglichkeit weiter nach Norden durch die Einsamkeit zu fahren. Nach einem kurzen Stück durch Schweden erreichen wir den Tunnsjøen. Weite Landschaft, die den Blick auf die markante Erhebung in der Mitte des Sees lenkt. Auf Gudfjelløya (der Name ist Programm) befindet sich ein alter Opferplatz der Samen. Aus Sicht der Menschen damals wohl naheliegend. Der Ort hat etwas Geheimnisvolles.
In Erinnerung bei den Autoren bleibt aber auch die Fastkollision mit einem wirklich großen Elch direkt am Seeufer. Viel hat damals nicht gefehlt und diese Gegend wäre ganz anders in Erinnerung geblieben. Also, Vorsicht und Beschaulichkeit bei der Fahrt sind oberstes Gebot.
Børgefjell
Wildnis des Nordens
Majavatnet
Bei Namsskogen erreichen wir wieder die E6. Dankbar für die Erlebnisse hier weit abseits der Hauptverkehrsader nach Norden suchen wir neugierig den nächsten Abstecher. Am Majavatnet, noch an der E6, müssen wir stoppen. Typische Nordland-Landschaft: Weites, flaches Kahlfjell und ein riesiges Gewässer. Wetten, dass es davon noch viel mehr gibt... . Ein Sonnenbad ist hier inklusive.
Børgefjellet
Zugegeben: Die wirklich lange Trekkingtour haben wir nicht "geschafft", weil es eben noch weiter nach Norden gehen sollte. Ehrlich gesagt, im Nachhinein eigentlich etwas traurig. Denn der Børgefjell Nationalpark gehört zu den ursprünglichsten Fjells im Norden. Nahezu alle großen Raubtiere und auch andere sehr seltene Tiere finden sich hier. Und die Landschaft wird hinüber ins Grenzgebiet immer dramtischer. Wir bleiben mit dem Ziel des Simskardet etwas dahinter zurück. Aber vielleicht versuchen wir es später nochmal. Auch diese Kurztour ist als längerer Abstecher zu empfehlen.
Der Weg ist das Ziel. Ein etwas abgegriffener Spruch. Doch hier stimmt er wieder. Denn, wir kommen kaum voran, so viel gibt es am Wegesrand zu sehen. Nach Passieren der Nationalparkgrenze begegnen uns auffallend viele Pflanzen auf kleiner Fläche. Ehrlich gesagt, wir bewundern diese Vielfalt in "perfekter Unkenntnis". Vieles hier im Norden nimmt man wahr, obwohl man es nicht einordnen kann. Wir schwören Besserung.
Die Simskardhytta hatten wir uns bei der Recherche zur Tour als Umkehrpunkt auserkoren. Die Pfade hinein in den Park sind vielfältig, aber doch nicht so gut zu finden, wie z.B. im Süden des Landes. Wer weiter möchte, muss sich gut vorbereiten. Mit Karte und Kompass gut umgehen können.
Laksforsen, Mosjøen, Røssvatnet-
Nordland am Wegesrand.
Laksforsen
Nach wenigen Kilometern, wieder auf der E6, müssen wir anhalten. Die Vefsna hat uns lange als Fluß begleitet. Jetzt verändert sich die Topografie merklich. Das Wasser läuft über mehrere Stufen und die Ansichten werden immer wilder. Der Laksforsen oder Laksfossen heißt nicht umsonst so. Wir konnten jedenfalls mit viel Gedurld den Fisch springen sehen.
Mosjøen
Dort, wo die Vefsna in den Fjord mündet, findet sich der erste stärker besiedelte Ort der Gegend seit vielen Kilometern. Die kleine Stadt Mosjøen liegt am Vefsnfjorden, der seinen Weg vorbei an den Sju Søstre (Sieben Schwestern) hinaus zum Meer nimmt. Die Stadt selber kann man durchaus als Industriestadt bezeichnen. Seine "Altstadt" ist aber sehr beschaulich und verbreitet den Charme Astrid Lindgrens, auch wenn wir nicht in Schweden sind. Sehr feine und farbenfrohe Holzbebauung. Die Liebe zum Detail der Gestaltung begeistert uns immer wieder. Unbedingt sollte man hier etwas schlendern und ggfs. in eines der urigen Kaffes einkehren.
Wer statt die E6 und die beschriebenen Attraktionen lieber nochmal auf Entdeckertour gehen möchte, dem sei die Fahrt weiter östlich am Røssvatnet empfohlen. Besonders die Ostseite bietet wieder viele Wandertouren in Richtung Schweden an. Aber auch die Ausblicke auf der Westseite sind schön. Die weite Wasserfläche öffnet den Blick hinüber zum markanten Hatten (der Hut). Quasi das "Wahrzeichen" des südlichen Teils des Sees. Die Region heißt denn auch Hattfjelldal. Wintersport sehr gut möglich.
Røssvatnet
Steikvassdalen
Am Nordende des Sees befindet man sich am Südrand des Østindanmassivs. Die bis über 1900 m in den Himmel ragenden Berge (Oksskolten 1616 m) tragen zudem eine sehr große Eisfläche, den Økstindbreen. Sowohl von Norden, dem See Kjennsvatnet, als auch hier von Süden lassen sich Ausläufer und markante Täler erwandern. Wir haben das Steikvassdalen gewählt und werden trotz starker Bewölkung wieder nicht enttäuscht. Klar, die Aussichten auf Berge und Gletscher sind sehr stark eingeschränkt. Aber die Wanderung bezaubert, ähnlich wie am Simskardet, mit viel Sehenswertem am Wegesrand. Pflanzen, wilde Wasserläufe und die zu erahnende Gebirgsszenerie. Und beim Aufstieg immer wieder schöne Aussichten auf den Røssvatnet.
Økstindan-
Wilde Gebirgslandschaft in der Mitternachtssonne
Wir erreichen nach Weiterfahrt auf der E6 die Industriestadt Mo I Rana. Gleichzeitig haben wir eine Verkehrskreuz erreicht. Nach Norden weiter die E6, nach Westen, hinaus zur Helgelandsküste (nördlicher Teil und südlicher Teil) den Fv810 am Ranfjorden entlang. Wir möchten das Inland weiter erkunden und steuern über die E12 in Richtung Osten und Schweden. Im Umskardet beginnt wiedermal ein kleines Abenteuer: Die Fahrt entlang am Storakervatnet, immer mit Ausblicken hinüber zum Økstindangebirge, und weiter zum Kjennsvatnet. Dort wollen wir das Zelt aufschlagen und Einblicke in das dortige Gebirge gewinnen. Und... die Mitternachtssonne im Fjell genießen.
Das Zelt steht kaum unten am See und es ist schon spät am Abend, da brechen wir auf. Ehrlich gesagt, sollte es eigentlich zu den Ausläufern der Gletscher gehen. Doch sowohl der fortgeschrittene Tag und vor allem die unglaubliche Stimmung am Berg lassen uns das Ziel vergessen. Und... Ausblicke auf die vergletscherten Berge erhalten wir auch hier. Nach wenigen hundert Metern.
Fantastisches Licht und eine tolle Flora begleiten uns in die Nacht. Und... das Zelt wartet unten auf uns. Die Hauptmahlzeit wird es wohl so gegen 1.00 Uhr geben... . Noch in der Nacht schreit der Adler über unserem Zelt. Gute Nacht!
Svartisen, Saltfjellet bis Junkerdalen
In der Gewissheit, dass wohl nichts die Erlebnisse am Kjennsvatnet und Økstindan werden toppen können, begeben wir uns zurück zur "A1 Norwegens". Diese Straße ist neben dem Kystriksveien an der Küste die einzige Wegverbindung zwischen dem Süden und dem Norden. Insofern ist die E6 auch eine sehr abwechslungsreiche Straße. Und doch geht unsere Suche nach dem kleinen und großen Abenteuer abseits weiter. Bei Røssvoll, nördliche von Mo I Rana, biegen wir ab in das Røvassdalen. Das Ziel: Austerdalsisen und Svartisvatnet.
Hier muss man ein wenig planen, denn eine Voraussetzung, um zum Startpunkt der Wanderung zum Austerdalsisen zu gelangen, ist die Nutzung eines Linienbootes über den Svartisvatnet. Wir wählen eine Übernachtung am Ostende des Sees. Der Fußweg ist spannend und doch relativ kurz. Unsere Tour dorthin ist schon etwas her, so dass der Gletscher heute völlig anders aussehen kann.
Wieder auf der E6 geht es durch das Dunderdalsdalen nach Norden zum Aufstieg auf das Saltfjellet. Im Winter echte Herausforderung und natürlich Nationalpark. Auch wenn hier oft noch im Sommer Schnee liegt, ein großartiges Wandergebiet. Viele suchen hier ein klassisches Fotomotiv: Am Palarkreismonument und dem dazugehörigen Touristzentrum muss gestoppt und fotografiert werden. Die eigentliche Attraktion ist aber das Fjell und der wilde Lønselva, der sich nach Norden in das Saltdalen stürzt. Wehrmutstropfen auf die Erlebnisse hier oben: Zahllose Mücken im Sommer setzen gute Ausrüstung und Gleichmut voraus.
Saltfjellet
Bei Semska besteht die Möglichkeit zu parken und zum Fluss hinunter zu gehen. Wer ein paar Stunden oder Tage Zeit mitbringt, kann hier über eine Hängebrücke hinein in den Nationalpark nach Osten überqueren und weit wandern.
Saltdalen und Junkerdalen
Wer vom Saltfjellet herunter kommt, erlebt eines der urigsten Täler Nordlands, das Saltdalen und das Nebental Junkerdalen. Wenn man an den Ufern des Lønselva und inmitten der durch Kiefern dominierten Uferzone steht, "rechnet" man jederzeit mit dem Bären. Denn genau hier kann man ihn sich sehr gut vorstellen. Und tatsächlich: Das Saltdalen wird immerwieder von jungen, herumstreifenden Jungbären aufgesucht.
Gerade bei schlechterem Wetter ein Erlebnis. Lønselva und Saltdalen.
Da der aus dem Junkerdalen abfließende Junkerdalselva wenig Platz für eine Straße gelassen hat, führt diese am Beginn des Tales weit oberhalb des Talgrundes. Heute wird dieses erste Stück durch einen neuen Tunnel ersetzt. Das Junkerdalen öffnet sich dann wieder in Richtung Schweden. Touristisch sind hier vor allem Junkerdalen Turistsenter und die Graddis fjellstue zu nennen. Dort besteht auch die Möglichkeit, den Skaitiveien zu fahren. Diese unbefestigte Straße bietet sehr schöne Aussichten in das Tal und für Womo-Fahrer auch sehr idyllische, ungestörte Stellplätze.